Das ärztliche Praxisangebot ist spezialisiert auf die Diagnostik und Therapie von stressassoziierten Erkrankungen, Stressfolgeerkrankungen und bestimmten psychischen Erkrankungen unter Anwendung ganzheitlicher, multimodaler Behandlungsverfahren.
Individuell für Sie entwickelte Therapiekonzepte orientieren sich an aktuellen schulmedizinischen Leitlinien und reichen mit Elementen aus Psychologie, Neurowissenschaften, Hirnforschung und Naturheilkunde über deren Grenzen hinaus.
Gleichzeitig sind die Therapiekonzepte wissenschaftlich fundiert und entsprechen gängigen Effektivitätsstandards.
Die Behandlungsziele der meist chronischen Beschwerden sind – neben der bestmöglichen Symptomreduktion – auf die Verbesserung der Lebensqualität ausgerichtet.
Im Folgenden können Sie sich ausführlich zu den behandelten Krankheitsbildern informieren.
Patienten, die an einem Reizdarmsyndrom erkrankt sind, finden spezifische Informationen zu diesem Krankheitsbild und den speziellen Therapieoptionen in meiner Praxis.
Therapieindikationen
Im Folgenden finden Sie eine Auflistung von Therapieanlässen in meiner Praxis:
Therapieanlässe im Einzelnen
Erkrankungen mit Störungen der Bauch-Hirn Interaktion
- Reizdarmsyndrom und Reizdarmsymptomatik z.B. bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, nach Coronainfektion u.a.
Stressassoziierte Erkrankungen / Stressfolgeerkrankungen
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (z.B. M. Crohn, Colitis ulcerosa)
- Herz- Kreislauferkrankungen
- Schlafstörungen
- Erschöpfungssyndrome
- Tinnitus
- Schwindel, Bewegungsstörungen, Gangunsicherheit
- bestimmte Schmerzsyndrome
- Zähneknirschen
- Schwangerschaftsbeschwerden
Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen medizinischer Therapien
- Übelkeit
- Polyneuropathie
Optimierung des Immunsystems, Psychoneuroimmunologie
- Wiederkehrende Infekte und Entzündungen (Blase, Atemwege, Haut etc.)
Krankheitsverarbeitung schwerer Organerkrankungen
- Angst / Depression in der Folge von Herzinfarkt, Tako Tsubo Kardiomyopathie, Krebserkrankungen, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen etc.
- Angst vor medizinischen Prozeduren (CT-/MRT-Untersuchungen, Operationen, Chemotherapien, Zahnarztbesuchen, „Spritzenphobie“)
Psychische Erkrankungen
- Angsterkrankungen
- depressive Erkrankungen
- Zwangserkrankungen
NICHT in mein Beratungs- und Behandlungsspektrum fallen:
- Erkrankungen aus dem Bereich der Psychosen / Schizophrenien
- Neurologische, sogenannte hirnorganische Erkrankungen wie z.B. Demenz
- Stoffsüchte (Alkohol, illegale Drogen)
Ganzheitliches Diagnosekonzept
Im Mittelpunkt des Diagnoseprozesses steht Ihr persönliches Erleben als Mensch in einer schwierigen Lebenssituation. In einem ganzheitlichen Konzept werden biologische, psychische und soziale Einflussfaktoren zusammengetragen, die für die Entstehung und den Verlauf Ihrer Symptome von Bedeutung sind. Ein zentrales Ziel ist die Entwicklung eines individuellen bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells.
Hierzu stehen Ihnen folgende Methoden und Techniken zur Verfügung.
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Ausführliche Anamnese
In ausführlichen Gesprächen werden die medizinischen als auch die psychologischen Aspekte Ihrer Symptome erörtert. Oft haben Patienten bereits einen langen Untersuchungsprozess an verschiedenen Stationen durchlaufen. Diese Vorbefunde werden gesichtet und Ihnen in einen Kontext zu Ihren Symptomen gesetzt.
Das Erfassen Ihrer Biografie und Ihrer aktuellen Lebenssituation tragen zusätzlich zum Verständnis Ihres Anliegens mit bei.
Psychometrische Testverfahren
Der Einsatz einer großen Auswahl an Fragebögen ermöglicht die Objektivierung Ihrer Symptombelastung. Im Verlauf dienen Fragebogenuntersuchungen zur Dokumentation Ihres Therapieerfolgs.
Körperliche Untersuchung (nach Indikation)
Die eventuelle körperliche Untersuchung kann wertvolle ergänzende Informationen zu Ihrem individuellen Erleben der Beschwerden liefern.
Apparative Diagnostik (Auswahl)
Mit der Messung der Herzratenvariabilität während Kurzzeitmessungen oder über 24 Stunden lässt sich die Regulationsfähigkeit Ihres vegetativen Nervensystems überprüfen. Diese Messungen eignen sich auch hervorragend zur Verlaufsdokumentation. Mehr Informationen zu dieser Untersuchungsmethode erhalten Sie durch Anklicken des obigen links.
Modernste Laboruntersuchungen ermöglichen es, Aussagen zur Gesundheit von Nervenzellen, dem Status der wichtigsten Stresshormonachsen, zu Krankheitsprozessen (Entzündungen, „silent inflammation“) oder Mangelzuständen zu treffen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Diagnostik der Darmgesundheit (Mikrobiomanalyse, „leaky gut“, Unverträglichkeits- und Mikronährstoffanalyse).
Informationsvermittlung und Zielfokussierung
Der diagnostische Prozess wird durch die verständliche „Übersetzung“ der zusammengetragenen Ergebnisse und der gemeinsamen Entwicklung eines ganzheitlichen Krankheitsmodells abgerundet, in dem biologische, psychologische und soziale Einflussfaktoren Berücksichtigung finden.
Dieses Diagnosekonzept erleichtert die Festlegung realistischer Therapieziele und leitet zur Auswahl geeigneter Behandlungsmethoden über.
Multimodale Therapie
Das Therapieangebot in meiner Praxis ist multimodal und integrativ konzipiert. Dies bedeutet, dass schulmedizinische, naturheilkundliche und psychologische Verfahren kombiniert werden können. Die Therapieansätze sind an aktuellen schulmedizinischen Leitlinien orientiert, gehen aber in der Regel weit darüber hinaus.
Bei manifesten Organerkrankungen sollen die Therapieangebote die Behandlungen Ihres Hausarztes oder organmedizinischen Facharztes nicht ersetzen, es handelt sich nicht um Alternativmedizin.
Vielmehr sollen sie Ihre organmedizinische Behandlung im Austausch mit Ihren Mitbehandlern sinnvoll ergänzen. Bei diesem komplementären Ansatz steht die Verbesserung Ihrer Lebensqualität im Zentrum der Bemühungen.
Die genauen Bestandteile Ihrer individuellen Therapie werden wir im Sinne einer möglichst effektiven und gleichzeitig ausreichend langen Therapieplanung besprechen. Mit Informationen zu Selbsthilfemöglichkeiten soll es Ihnen ermöglicht werden, erste Veränderungsprozesse selbst einzuleiten. In den folgenden Unterpunkten werden Ihnen weitere spezifische Therapieoptionen näher erläutert.
Lebensstiländerungen
Lebensstiländerungen sind sehr wichtige Maßnahmen, um das Ausmaß und die Folgen herausfordernder Lebenssituationen oder manifester Erkrankungen abmildern zu können.
Dabei kann die dauerhafte Veränderung Ihrer Lebensgewohnheiten schwerfallen. Eines der Therapieziele ist es, Änderungen Ihres Lebensstils mit Hilfe individueller Strategien als eine Selbstverständlichkeit in ihren Alltag zu integrieren.
Beratungen zu Lebensstiländerungen umfassen u.a. folgende Lebensbereiche:
- Atmung
- Ernährung
- Bewegung
- Körperliche und psychische Regeneration
- Schlaf
Entspannungsverfahren
Mit Hilfe von Entspannungsverfahren wie dem Autogenen Training oder der Progressiven Muskelrelaxation können viele Symptomveränderungen nicht nur „in Echtzeit“ erfahrbar gemacht werden. Sie ermöglichen auch ein sehr unmittelbares Erleben von Selbstwirksamkeit – der Erfahrung, selbst zur Symptomverbesserung beitragen zu können. In der Folge können weitere positive Entwicklungen (z.B. die Reduktion des Medikamentenbedarfs oder eine Verbesserung von Selbstsicherheit und Selbstvertrauen) angestoßen werden.
Viele Patienten haben bereits Vorerfahrungen mit Entspannungsverfahren gesammelt, konnten jedoch nicht auf Dauer davon profitieren. Vergleichbar wie bei den Lebensstiländerungen sollen Ihnen individuell ausgearbeitete Strategien dabei helfen, eine Integration von Entspannungsverfahren in den Alltag zu erleichtern. Denn nur so lässt sich deren volles Potenzial ausschöpfen.
Tiefenpsychologische Psychotherapie
Die Theorien der tiefenpsychologischen Psychotherapie gehen davon aus, dass frühe Lebenserfahrungen das heutige Erleben und Verhalten unbewusst mitbestimmen und so von großer Bedeutung für das Verständnis der aktuellen Symptomatik sind. In einer tiefenpsychologischen Psychotherapie werden diese unbewussten Prozesse entschlüsselt und therapeutisch nutzbar gemacht, um neue Erlebens- und Verhaltensweisen zu ermöglichen. Die Wirksamkeit und Effektivität tiefenpsychologischer Techniken und Methoden wurde in zahlreichen Studien zu den verschiedensten psychischen Belastungen und Erkrankungen belegt.
Klinische Hypnose
Bereits in frühen Hochkulturen wurden Menschen in Trancezustände versetzt, um Leiden zu lindern und Ressourcen zu stärken. Im 19. Jahrhundert wurde die Nutzung einer Trance – in Anlehnung an den griechischen Gott des Schlafs Hypnos – Hypnose genannt. Doch ein Mensch in Trance schläft nicht, der Zustand ist vielmehr vergleichbar mit dem während eines Tagtraums.
Der Einsatz einer Trance bei medizinisch-therapeutischen Fragegestellungen wird als Klinische oder medizinische Hypnose bezeichnet. Dabei hat die Klinische Hypnose nichts mit einer „Showhypnose“ gemeinsam, die vielleicht aus den Medien bekannt ist. Vor allem ist der Eindruck falsch, dass ein Mensch unter Hypnose willenlos und dem Hypnotiseur ausgeliefert sei. Menschen in Trance können diesen Zustand jederzeit selbstständig beenden und sind nicht darin gefangen.
Während der Klinischen Hypnose ist der Mensch therapeutischen Suggestionen zugänglich, mit deren Hilfe Einfluss auf unwillkürliche und unbewusste Prozesse der Psyche und des Körpers genommen werden kann. So können Netzwerke von Gehirn und weiteren Organen, z. B. der sogenannten Bauch-Hirn-Achse, angesprochen und Veränderungen direkt angestoßen werden. Dies ist im Wachzustand nicht direkt möglich. Daher unterscheidet sich die Klinische Hypnose von einem (kognitiven) Training oder einem therapeutischen Gespräch.
Da die suggerierten Veränderungen für Patienten oft unmittelbar während der Trance erlebbar werden, können mit Hilfe der Klinischen Hypnose sehr wichtige Erfahrungen der Selbstwirksamkeit und der Symptomkontrolle wiedererlangt bzw. gestärkt werden.
Die Klinische Hypnose stützt sich auf anerkannte psychologische Erkenntnisse, die fortwährend durch Ergebnisse der Medizin sowie der Stress- und Hirnforschung ergänzt werden. Die Wirksamkeit der Klinischen Hypnose ist durch zahlreiche Studien zu psychologischen und medizinischen Krankheitsbildern belegt und sie ist als lösungs- und ressourcenorientiertes Verfahren wissenschaftlich anerkannt.
Über eigene Forschungsaktivitäten zur Hypnose können Sie hier ( Veröffentlichungen) mehr lesen.
Ohrakupunktur
Bei der Ohrakupunktur handelt es sich um eine Abwandlung der seit dem Altertum angewandten Reiztherapie der Akupunktur und ein wissenschaftlich gut untersuchtes und wirksames naturheilkundliches Verfahren. Die genauen Wirkmechanismen sind dabei bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Es wird angenommen, dass der Organismus durch den Impuls eines Nadelreizes an einer genau definierten Stelle die Möglichkeit erhält, sich selbst zu regulieren, d.h. ein Gleichgewicht der im Körper wirksamen Kräfte wiederzuerlangen und so einen Genesungsprozess zu unterstützen.
Für Therapiekonzepte in meiner Praxis ist bedeutsam, dass über die Nervenfasern des Ohrs eine Verbindung zum vegetativen Nervensystem und schließlich zu den Körperorganen besteht. Die anatomische Grundlage hierfür bilden Nerven, die direkt aus dem Gehirn stammen (sog. Hirnnerven) und die mit unterschiedlichen Anteilen sowohl das Ohr als auch innere Organe versorgen. Einer der bekanntesten Vertreter ist der Nervus vagus, der gleichzeitig einen wichtigen Bestandteil des parasympathischen Nervensystems darstellt. Dieses System ist wiederum für die Regeneration des Organismus, dem Aufbau von Energiereserven und der Aufrechterhaltung des inneren Gleichgewichts zuständig.
Medikamente / Nahrungsergänzungsmittel
Falls der Einsatz von Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln (Mikronährstoffe, Prä-, Probiotika etc.) sinnvoll erscheint, so werde ich Sie vor Beginn einer Behandlung ausführlich, verständlich und in Anlehnung an aktuelle Leitlinien beraten. Ich werde Ihnen Wirksamkeitschancen, mögliche Risiken und Wechselwirkungen erörtern und dabei stets Ihre persönliche Haltung und Unsicherheiten gegenüber Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln mitberücksichtigen.
Mit Hilfe begleitender EKG- und Laboruntersuchungen, die in der Regel Ihr Hausarzt durchführt, wird die Verträglichkeit Ihrer Medikation überwacht.
Kontrollen des Therapieerfolgs
Kontrollen des Therapieerfolgs
Im Verlauf der Behandlung dienen wiederholte Fragebogenuntersuchungen der objektiven Überprüfung Ihres Therapieerfolgs. Diese können fakultativ durch apparative und Labortests ergänzt werden.
Zusätzliche Informationen für Patienten mit Reizdarmsyndrom
Reizdarmsyndrom
Unter dem Begriff Reizdarmsyndrom wird ein Symptomkomplex aus Bauchschmerzen, Blähungen und möglichen Stuhlgangveränderungen verstanden. Es handelt sich um eine sehr häufige Erkrankung, die oft mit erheblichen psychischen Belastungen und sozialen Einschränkungen einhergeht. Die Lebensqualität von Betroffenen kann bei einem Reizdarmsyndrom ähnlich eingeschränkt sein wie nach einem Schlaganfall, bei einer Herz- bzw. Niereninsuffizienz oder einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung.
Beim Reizdarmsyndrom handelt es sich um eine „Erkrankung der Darm-Hirn Interaktion“ (disorders of gut-brain interactions, DGBI). Diese Erkrankung kann durch viele unterschiedliche Faktoren verursacht werden. In etwa einem Drittel der Fälle geht ihr eine Infektion des Magen-Darm-Trakts voraus (u.a. auch durch das Coronavirus). In anderen Fällen ist sie eine Begleiterscheinung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen wie M. Crohn oder Colitis ulcerosa. Das Wissen um die zugrundeliegenden Pathomechanismen vergrößert sich täglich. Neben Funktionseinschränkungen von Darmzellen im Sinne einer Barrierestörung (leaky gut) können heute minimale Entzündungen (silent inflammation) der Darmwand bestehen und Auffälligkeiten der im Darm lebenden Mikroorganismen (Mikrobiom) nachgewiesen werden. Im Gehirn können Netzwerke, die für die Schmerzverarbeitung, Organsteuerung oder das emotionale Erleben verantwortlich sind, in Ihrer Funktion verändert sein. Darm und Gehirn sind wiederum eng über eine Achse miteinander verknüpft: dem vegetativen (unbewussten) Nervensystem mit dem Nervus vagus als wohl bekanntesten Anteil. Auch diese Achse kann Veränderungen, z.B. im Sinne eines eingeschränkten Schmerzfilters, aufweisen.
Für Patienten ist es problematisch, dass es dem Darm bei Routineuntersuchungen sprichwörtlich oft nicht anzusehen ist, dass er erkrankt ist. Die Schlussfolgerung, dass keine Erkrankung vorliegt und damit „der Patient nichts hat“, wird jedoch weder den organischen Veränderungen entlang der Darm-Hirn Achse noch den psychischen Belastungen gerecht.
Andererseits werden Patienten mit Informationen zur Erkrankung und zu Behandlungsmöglichkeiten geradezu überschwemmt. Es fällt ihnen daher häufig schwer, ein für sich stimmiges Krankheitsbild zu entwickeln und die Chancen der zur Verfügung stehenden Therapien realistisch einzuschätzen.
Am Ende können Patienten damit konfrontiert sein, sich als nicht ernst genommen und unverstanden zu erleben und sich gleichzeitig durch die Fülle der Informationen überfordert und von den Hilfsangeboten enttäuscht zu fühlen. Dies vergrößert zusätzlich die psychische Belastung durch die Erkrankung, die in der Regel mit einer Mischung aus Unsicherheit, Hilflosigkeit und Schamgefühlen einhergeht.
Mit meinem neurogastroenterologischen Konzept zum Reizdarmsyndrom möchte ich die genannten Aspekte adressieren und Ihnen zu einer Symptomreduktion und zur Verbesserung Ihrer Lebensqualität verhelfen.
Erkrankungen der Darm-Hirn Interaktion (DGBI)
Der Begriff „Disorders of Gut-Brain Interaction (DGBI)“ überschreibt eine große Gruppe von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, bei denen sowohl körperliche als auch psychische Faktoren ursächlich und/oder aufrechterhaltend für die Symptome sind. Das prominenteste Beispiel ist das Reizdarmsyndrom.
Durch den früher verwendeten Begriff „Funktionelle Störungen des Magen-Darmtrakts“ wurde eine Trennung in „richtige“ Organerkrankungen (wie Colitis ulcerosa oder M. Crohn) und solche Erkrankungen unterstellt, die sich „nur im Kopf abspielen“, psychiatrischer Natur oder schlicht eingebildet sind.
Diese Stigmatisierungen sind grundlegend falsch, ebenso wie die von Patienten häufig gehörte Zuschreibung „Sie haben nichts“. Die neue Bezeichnung DGBI, die am häufigsten als „Erkrankungen der Darm-Hirn Interaktion“ oder „Erkrankungen der Darm-Hirn-Achse“ ins Deutsche übersetzt wird, trägt den aktuellen Erkenntnissen zu diesen äußerst komplexen Krankheitsbildern Rechnung.
Bei Erkrankungen der Darm-Hirn Interaktion können die Beschwerden des Magen-Darm-Trakts mit folgenden Auffälligkeiten kombiniert sein:
- Bewegungsstörungen des Magen-Darmtrakts (Motilitätsstörungen)
- erhöhte Schmerzempfindlichkeit der Magen-Darmtrakts (viszerale Hypersensitivität)
- Funktionseinschränkungen der Schleimhaut des Magen-Darmtrakts und daraus folgender Einschränkung ihrer Barrierefunktion (z.B. leaky-gut)
- Störungen des Immunsystems, speziell von psycho-neuro-immunologischen
- Systemen des Darms
- Auffälligkeiten der im Darm lebenden Mikroorganismen (Mikrobiom)
- Störungen der Kommunikationswege zwischen Darm und zentralem Nervensystem (Nervus vagus, Stresshormonsystem u.a.)
- Störungen der Verarbeitung von Körpersignalen im autonomen und zentralen
- Nervensystem (Nervenzellen in Darm, Rückenmark und Gehirn)
All diese Veränderungen sind wiederum stark von Stress und psychischen Belastungen abhängig.
Für die Klassifikation dieser Erkrankungen ist die amerikanische Rome-Foundation federführend zuständig. Sie ist die weltgrößte non-profit Organisation zur Erforschung und Behandlung von DGBI. Als medizinische Disziplin, die sich mit diesen Krankheitsbildern befasst, hat sich die Neuro- bzw. Psychogastroenterologie entwickelt.
Die Mitgliedschaft als Associate der Rome-Foundation, aber auch die Mitgliedschaften in der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und deren Untersektion für Neurogastroenterologie und Motilitätsstörungen ermöglichen eine sehr enge Ausrichtung und ständige Aktualisierung des Praxisangebots entlang der Leitlinien und Empfehlungen dieser Fachgesellschaften.
Neurogastroenterologisches Behandlungskonzept
Das ganzheitliche neurogastroenterologische Konzept zur Behandlung von Reizdarmsymptomen basiert auf zwei Grundpfeilern.
Weiterführende Diagnostik mit Entwicklung eines individuellen bio-psychosozialen Krankheitsmodells mit Hilfe von:
- Körperliche und biografische Anamnese mit Zusammenfassung und ggf. „Übersetzung“ von
Ergebnissen vorangegangener Untersuchungen und Behandlungen - Untersuchung des psychischen Befindens, ggf. körperliche Untersuchung
- Messung von psychischer Belastung und Lebensqualität
- Lebensstilanalyse (Ernährung, Bewegung, Schlaf)
- Untersuchung des autonomen Nervensystems (Messung der Herzratenvariabilität)
- Bestimmung von Entzündungs- und Stresshormonprofilen
- Untersuchung des Darm – Mikrobioms
- Mikronährstoffanalyse
Multimodale Reizdarmtherapie, bestehend aus:
- Informationsvermittlung zu Erkrankung, Diagnose- und Therapieoptionen
- Anleitung zur Selbsthilfe
- Unterstützung einer Lebensstiländerung (z.B. FODMAP-Diät, Bewegung)
- Stressmanagement und Resilienzförderung
- Bauchgerichtete Hypnose
- Behandlung mit Medikamenten / Nahrungsergänzungsmitteln
- Tiefenpsychologische Kurzzeitpsychotherapie bei psychischer Komorbidität (v.a. Angsterkrankungen und Depression)
- Ohrakupunktur
Die primären Behandlungsziele sind eine Reduktion Ihrer Symptome, vor allem aber die Verbesserung Ihrer Lebensqualität. Weitere Ziele sind die Stärkung Ihres Selbstwirksamkeitserlebens und des Vertrauens in Ihren eigenen Körper sowie eine zunehmende Selbstverständlichkeit, Ihre Leben wieder spontan und nach Ihren Vorstellungen gestalten zu können.
Bauchgerichtete Hypnose
In einer Pionierarbeit berichtete im Jahr 1989 eine Arbeitsgruppe um Professor Peter Whorwell aus Manchester erstmals von den Erfolgen einer organspezifischen „Bauchgerichteten Hypnose“ (oder auch „Darmhypnose“, gut-directed hypnosis, GDH) bei Patienten mit schwerem Reizdarmsyndrom, denen im Vorfeld verschiedene Behandlungsversuche nicht geholfen hatten. Die Erfolge nach 12 wöchentlichen Sitzungen wurden in Folgestudien vielfach international bestätigt und das sogenannte „Manchester-Protokoll“ entwickelte sich zu einer der weltweit bekanntesten Anleitungen zur Bauchgerichteten Hypnose. Die Forschungsergebnisse führten in Deutschland dazu, dass die Bauchgerichtete Hypnose von den Leitlinien der gastroenterologischen Fachgesellschaften zur Behandlung des Reizdarmsyndroms empfohlen wird. Diese Therapie zeigt auch bei chronischem Verlauf und vielen gescheiterten anderweitigen Behandlungsversuchen hohe Ansprechraten und Langzeiterfolge – selbst bei Patienten, die der Hypnose gegenüber zunächst skeptisch gegenüberstehen.
Bei der Bauchgerichteten Hypnose handelt es sich um das einzige organspezifische psychologische Therapieverfahren des Reizdarmsyndroms. Sie wirkt u.a. dadurch, dass sie sowohl auf die veränderte Schmerzwahrnehmung und Motorik des Darms als auch die Schmerzverarbeitung im Gehirn abzielt. Eine regulierende Wirkung auf das autonome Nervensystem (v.a. den Nervus vagus) als wichtigen Vermittler zwischen Darm und Gehirn wird zudem angenommen. Mit diesem Verfahren können neben den Reizdarmsymptomen auch häufige Begleitsymptome wie milde Depressivität und Ängstlichkeit, Rückenschmerzen, Lethargie etc. verbessert werden.
Psychologisch trägt das größere Selbstwirksamkeitserleben, also die Erfahrung, selbst etwas zur Verbesserung der eigenen Situation beitragen zu können, erheblich zu einem gelasseneren Umgang mit den Beschwerden bei.
Die in meiner Praxis angebotene Bauchgerichtete Hypnose ist eng an das Manchester-Protokoll angelehnt und wird um Ihre individuellen Bedürfnisse erweitert. Die Therapie umfasst in der Regel sechs bis zwölf Sitzungen. Zwischen den Sitzungen ist ein tägliches Üben mit den Aufzeichnungen der Sitzungen vorgesehen und notwendig.
Zentrale Therapieziele sind neben einer Symptomreduktion eine Verbesserung der Lebensqualität (selbstverständlich spontan einkaufen oder Essen gehen, Fahrten unternehmen, Einladungen annehmen, in Ruhe arbeiten etc.).
Die Bauchgerichtete Hypnose kann bei Bedarf auch online sehr erfolgreich durchgeführt werden. Dies wurde – bereits vor Beginn der Coronapandemie – wissenschaftlich bestätigt.